ZYPERN GESCHICHTE
Osmanische Herrschaft
Eroberung durch die Türken 1571
An der Südküste landete inzwischen Lala Mustafa Pascha und marschiert mit seinen Truppen gegen Nikosia. Die Belagerung der Stadt dauerte vom 25. Juni bis zum 9. September 1570. Zypern ergab sich und 1573 verzichtete Venedig auf die Insel, indem ein offizieller Übergabevertrag unterzeichnet wurde. Venedig wandte sich von Zypern ab nach Westen, um Kreta zu schützen.
Osmanische Herrschaft 1571 – 1878
Zunächst war Zypern eine selbstständige Provinz unter Führung eines Beylerbeyi, ab 1600 unterstand das Land der direkten Herrschaft des Kapudan Pascha und 1703 wurde es schließlich dem Großwesir als Lehen übertragen.
Die Herrschaft der Türken war geprägt von Toleranz
Die Bevölkerung erhielt Rechte, die ihr bis dato von den früheren Herrschern vorenthalten wurde. Frondienst und Leibeigenschaft wurden aufgehoben und die Bauern konnten das Land, das sie bewirtschafteten für eine bescheidenen Summe erwerben. Der Sultan erließ liberale Firmane, die alle zu Gunsten der Zyprioten ausfielen, allerdings traf die Umsetzung oft auf Grenzen, denn die Verwaltung war nicht selten unfähig, da korrupte und despotische Beamte dafür verantwortlich waren. Das wohl wichtigste Zugeständnis der Türken an die Griechen war die Wiederherstellung der Selbstständigkeit der griechisch-orthodoxen Kirche.
Besitztümer, die während der Invasion von den Türken beschlagnahmt wurden, wurden zurückgegeben, der griechisch-orthodoxe Erzbischof erhielt auch die Macht des weltlichen Führers seiner Gemeinde und hatte als Ethnarch die wichtigste Position nach dem türksichen Gouverneur. 1572 ordnete Sultan Süleyman die Übersiedelung türkischer Volksteile aus Anatolien auf die Insel an.
Seuchen, Plagen, Hunger und schwere Erdbeben
Trotz der toleranten Herrschaft war besonders das 17. Jhd. eine harte Zeit für die Zyprioten, da Seuchen, Heuschreckenplagen, Trockenheit, Hunger und schwere Erdbeben die Insel heimsuchten. Zu dieser Zeit trat ein gesellschaftliches Phänomen in Erscheinung, die sogenannten Linobambakoi, griechisch-orthodoxe oder katholische Christen, die zum Islam übertraten, um eine geringere Besteuerung zu erhalten.
Unabhängigkeitskrieg in Griechenland durch Revolte
1799 kam es in der türkischen Armee zu einer Meuterei, deren Auslöser nicht bekannt ist. Ab dem 19. Jhd. geriet Zypern in den Sog der europäischen Machtpolitik, das Inselgeschehen wurde zunehmend von Ereignissen in Europa bestimmt.
Am 25. März 1821 läutete eine Revolte in Griechenland den Unabhängigkeitskrieg ein, der fast 10 Jahre dauerte und mit tatkräftiger Unterstützung Englands, Frankreichs und Russlands siegten die Festlandgriechen und gründeten einen Nationalstaat.
Zu diesem Zeitpunkt begann der Enosis-Gedanke in den Köpfen der griechischen Zyprioten Form anzunehmen. Aus Furcht, die Revolte könnte auf Zypern übergreifen, beorderte der berüchtigte Kücük Mehmet Tausende zusätzliche Soldaten auf die Insel. Aus ihrer Ankunft resultierten blutige Krawalle und Feindseligkeiten. Kücük Mehmet stellte ein Liste mit 486 Personen zusammen, die in seinen Augen potentielle subversive Elemente waren, ließ sie verhaften und 470 davon in einem einige Tage andauernden Massaker hinrichten. Mitte des 19. Jhds. war die Lage in Zypern ruhig, obwohl der Enosis-Gedanke sich immer weiter verbreitete.
Imperialistischen Expansionskampf europäischen Länder
1839 erstellte Sultan Mahmud II das Reformprogramm Tanzimat, das nach seinem Tod von seinem Sohn und Nachfolger bekannt gegeben wurde. Es sollte allen Untertanen Sicherheit und Eigentum garantieren und die Verwaltung Zyperns rationeller organisieren. Die Umsetzung stellte sich aber als so gut wie unmöglich heraus, da die Zeit für Reformen schon abgelaufen war, denn Zypern wurde zum Spielball im imperialistischen Expansionskampf der europäischen Länder.